Vorsicht am Wochenende! Experten warnen vor "extrem hoher Zeckenaktivität"

Derzeit ist die Zeckenaktivität in Deutschland stark erhöht, warnen Experten. Sie empfehlen daher, sich bei Aufenthalten in der Natur gut zu schützen.
Wer sich in diesen Tagen in der Natur aufhält, sollte sich um einen guten Schutz vor Zecken kümmern. Dazu rät das Niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA). "Die Zeckenaktivität ist zurzeit extrem hoch", sagte NLGA-Virologe Masyar Monazahian der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
An diesem Wochenende mit Temperaturen von bis zu 30 Grad und Regen sei besondere Vorsicht angesagt. Monazahian: "Zecken lieben hohe Luftfeuchtigkeit, zum Beispiel bei Gewitter."
Aufgrund der milden Winter und der Klimaerwärmung seien die Zecken inzwischen ganzjährig aktiv, wodurch sie sich noch stärker vermehren. Monazahian zufolge sind inzwischen bis zu 40 Prozent der erwachsenen Zecken mit sogenannten Borrelien, also den Erregern der gefährlichen Borreliose, infiziert. Bei den Jungtieren seien es zwischen 15 und 20 Prozent – deutlich mehr als noch vor 20 Jahren.
Das NLGA rät, bei Aktivitäten im Wald, am Feldrand, aber auch im Stadtpark und heimischen Garten, möglichst feste Schuhe sowie helle Kleidung zu tragen, auf der man die winzigen dunklen Tiere entdeckt. Hilfreich sei auch Insektenschutz aufzutragen und sich nach dem Aufenthalt in der Natur sofort gründlich am ganzen Körper abzusuchen.
Wird dabei eine Zecke entdeckt, sollte man sie immer so schnell wie möglich entfernen. "Je früher dies nach dem Stich geschieht, desto geringer ist das Risiko für eine Infektion", sagt Prof. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung, der dpa.
Und so geht’s laut Erbguth richtig mit dem Entfernen der Zecke:
1. Eine Pinzette oder eine Zeckenkarte nehmen und damit die Zecke an ihrem Kopfbereich nah der Haut greifen. Dann das Tierchen langsam und gerade herausziehen. Die Zecke nicht zerquetschen, da dies das Risiko birgt, dass sie vermehrt Erreger freisetzt. Und auch kein Öl oder Cremes auf die Zecke träufeln – das setzt das Tier womöglich so stark unter Stress, dass es noch mehr Erreger in den Körper abgibt.
2. Nach dem Herausziehen der Zecke die Einstichstelle sorgfältig desinfizieren. Mitunter bleibt nach dem Herausziehen der Rüssel der Zecke zurück. Dadurch ist es möglich, dass sich die Hautstelle leicht entzündet. Immerhin: Das Risiko, an einer Borreliose zu erkranken, steigt damit aber nicht. Mit der Zeit wird der Stechapparat von der Haut abgestoßen.
Gegen Borreliose gibt es bislang keine Impfung. Erstes Symptom ist oft eine größer werdende Rötung um die Einstichstelle herum, später können Nerven, Gelenke und Herz von den Bakterien befallen werden. Um sich zu schützen, sollte eine Zecke nach einem Stich schnell entfernt werden, denn es dauert einige Stunden, bis die Borreliose-Erreger auf den Menschen übertragen werden.
Darüber hinaus können Zecken die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Davor kann man sich wiederum mit einer Impfung schützen. Diese wird Personen empfohlen, die in einem FSME-Risikogebiet wohnen, dorthin reisen oder sich häufig beruflich in der Natur aufhalten.
Bekanntestes Symptom einer FSME-Erkrankung ist die Hirnhautentzündung. Unter Umständen können Fieber, Kopfschmerzen oder Erbrechen und selbst Darmbeschwerden auf eine Infektion hindeuten.
Im Zuge der Klimaerwärmung gelangen auch neue Zeckenarten nach Deutschland. Ein Beispiel sind die Buntzecken, die sich dem bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zufolge in den letzten Jahrzehnten hierzulande ausgebreitet haben, aber immer noch eher selten sind. Diese können die Bakterienarten Francisella tularensis und Rickettsien übertragen, die unter anderem Hasenpest und Fleckfieber verursachen können.
Auch die Hyalomma-Zecken finden sich laut LGL seit einigen Jahren in Deutschland. Diese sind in Asien, Afrika und Südeuropa heimisch und reisen mit Zugvögeln nach Deutschland. "Es handelt sich jeweils um Einzelfunde. Bisher sind in ganz Deutschland keine stabilen Populationen bekannt", erläuterte Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.
Trotzdem beobachten Fachleute eine mögliche Ausbreitung der Hyalomma-Zecken ganz genau, denn diese kann das Krim-Kongo-Fieber (CCHF) übertragen – eine Virusinfektion, die tödlich enden kann.
"Bisher wurde allerdings noch bei keiner der in Deutschland gefundenen und untersuchten Hyalomma-Zecken dieses Virus nachgewiesen", betonte Dobler. Anders sei das in Italien. Die Zecken könnten außerdem eine Form von Fleckfieber übertragen. Dies sei bei einer Person in Deutschland nach einem Stich einer Hyalomma-Zecke nachgewiesen worden.
FOCUS